Geschichte der Klosterkirche

Herr Dr. Harald Gieß vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege

Gedanken aus denkmalfachlicher Sicht zur Wiedereinweihung der Klosterkirche des Zisterzienserinnen-Klosters in Waldsassen

 

Der 6. Dezember 2009 ist ein Festtag für die Zisterzienserinnen in Waldsassen. Nicht nur, dass nun langsam das große Werk der seit vielen Jahren laufenden Generalsanierung der weitläufigen Abtei- und Klostergebäude absehbar wäre, nein, am 6. Dezember wird gleichsam die Herzkammer des spirituellen Lebens des Konvents, die Klosterkirche Mariae Himmelfahrt feierlich wieder ihrer Bestimmung als liturgischer Ort für das gemeinsame Gebet der Schwestern übergeben. Gleichzeitig wird die Klosterkirche nun auch wieder ein Ort, an dem die Menschen der Stadt Waldsassen und ihrer Umgebung beim Besuch der Gottesdienste Anteil am Leben im Kloster nehmen können.
Manch einer, der nun durch das Portal im Apothekerflügel den Kreuzgang im Erdgeschoss betritt und dann den westlichen Kreuzgangflügel im Rücken des früheren Refektoriums – der heutigen Schulaula - entlang zum Eingang der Klosterkirche geht, wird staunen, dass – anders als vor der Instandsetzung – nunmehr der Blick ungehindert durch diesen Teil des Kreuzgangs bis zum Südflügel schweifen kann. Den aufmerksamen Beobachtern allerdings wird beim Blick in die Gewölbe nicht verborgen bleiben, dass teilweise die prächtige Stuckierung unvermittelt abbricht während die Joche unmittelbar vor der Kirche ganz ohne diesen Stuck sind und den Kreuzgang lediglich mit der klaren Form der Kreuzgratgewölbe überdecken. Was hier zunächst wie unfertig, wie halb vollendet liegen gelassen aussieht, ist doch in Wahrheit dazu geeignet, uns anhand der baulichen Spuren durch die gesamte Zeit des Bestehens des Zisterzienserinnen-Klosters in Waldsassen als selbstständiger Abtei zu führen. Die nachfolgenden Gedanken möchten dies versuchen.
 

 

Von der Gründung bis zum klösterlichen Neuanfang im 19. Jahrhundert

1133 als eines der frühen Zisterzienserklöster gegründet, war Waldsassen zu einem geistlichen und auch weltlichen Herrschaftszentrum an der Grenze des bayerischen Raumes zu Böhmen herangewachsen. Mit dem Konfessionswechsel der Pfälzer Kurfürsten jedoch wurde das blühende Klosterleben nach 1556 ein erstes Mal zum Erlöschen gezwungen. Erst der Übergang der Oberpfalz an die Münchener Linie der Wittelsbacher im Verlauf des dreißigjährigen Krieges bereitete den Boden für eine erneute Blüte katholischen und damit auch wieder monastischen lebens in Waldsassen. Drei Zisterzienser aus Fürstenfeld wagten 1661 den Neuanfang. 1669 folgte die offizielle Restitution des Klosters als Priorat des Klosters Fürstenfeld durch Kurfürst Ferdinand Maria. 1690 dann wurde Waldsassen zum zweiten Mal selbstständige Zisterzienserabtei. Der in dieser Zeit des Neuanfangs geplante und großenteils umgesetzte gewaltige Plan zum Neubau der Klosteranlage hat im wesentlichen das geschaffen, was wir heute als Abtei- und Klostergebäude kennen und schätzen. Zwischen dem noch aus der ersten Klosterzeit gewachsenen Abteischloss und dem mit zwei prächtigen Höfen geplanten Konventbau bildet die barocke Klosterkirche mit ihren stolz aufragenden beiden Türmen die architektonische Mitte. 1704 war sie vollendet, während der Konventbau nur um den östlichen Innenhof geschlossen werden konnte. Der Westhof der barocken Konventanlage hingegen blieb Torso bis in unsere Tage.
1803 machte die Säkularisation auch dieser zweiten Klosterzeit in Waldsassen gewaltsam ein Ende. Während die Klosterkirche zur Pfarrkirche wurde, dienten die Räumlichkeiten des Klosters selbst als Gewerbe- und Produktionsstätte in privatem Besitz.

Sechzig Jahre nach dem abrupten zweiten Ende klösterlichen Lebens in Waldsassen jedoch wagten Zisterzienserinnen aus dem Kloster Seligenthal bei Landshut einen dritten Neuanfang.
1863 erwarben sie die Klostergebäude zum Ausbau eines Filialklosters für die Mädchenerziehung. Kloster und Schule – das prägt Waldsassen seither bis heute!
1894 wurde aus dem Filialkloster ein Priorat. Im Zwanzigsten Jahrhundert dann reiften die Pläne für eine neuerliche Verselbständigung des Klosters als eigenständige Abtei.

Dieser Schritt wurde 1925 vollzogen.
Klosterkirche Geschichte Text zur Priorin


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